Das Zungenbein

Du hast bestimmt schon öfter von dem Zungenbein gehört - aber hast du dir über diese kleine & unscheinbare Struktur schonmal Gedanken gemacht? Weißt du, wo es liegt & welche Bedeutung es für dein Pferd hat? Und welche Auswirkungen eine Bewegungseinschränkung für dein Pferd zur Folge haben kann?

• einen einfachen Blick auf die Anatomie
• Verstehe welche Funktion & Notwendigkeit das Zungenbein hat
• Praktische Alltags-Übungen & wertvolle Physio-Tipps für ein freies Zungenbein

Das Zungenbein (Os Hyoideum) liegt zwischen den Unterkieferästen deines Pferdes. Noch genauer gesagt, zwischen Zunge & Kehlkopf. Mit diesen beiden Strukturen ist es über eine fasziale Membran direkt verbunden.

Das Zungenbein besteht aus mehreren zusammengesetzten Knochen & von oben betrachtet gleicht es in der Form fast dem Buchstaben "H". Manche vergleichen es auch mit einem "Schlitten". 

Knöchern ist das Zungenbein über das Schläfenbein mit dem Schädelknochen verbunden & steht so in direktem Kontakt mit dem Kiefergelenk.

Jedoch bildet es kein echtes Gelenk mit dem Schläfenbein - sondern seine Aufhängung erfolgt rein über Bänder, Muskeln & Faszien - so wird schnell klar - das sich das Zungenbein von Natur aus frei im Unterkiefer bewegen kann. Diese Beweglichkeit & Flexibilität hat eine große Relevanz für dein Pferd & seinen Pferdekörper - denn ansonsten, wäre es knöchern fixiert. 

Ist das Zungenbein in seiner Beweglichkeit eingeschränkt, kann dies - über die muskulären & faszialen Verbindungen im Körper - weitreichende Auswirkungen sogar bis auf die Hinterhand deines Pferdes haben & dein Pferd deutlich in seiner Bewegungsfreiheit, seiner Losgelassenheit & seiner Leistungsfähigkeit einschränken!

Durch die Befestigung des Zungenbeins an der Zungenwurzel hat das Zungenbein großen Einfluss auf die Zunge selbst. Eine Bewegungseinschränkung des Zungenbein & somit der Zunge beeinträchtigt nicht nur den Kau- & Schluckvorgang, sondern bringt darüber hinaus weitreichendere Folgen im gesamten Pferdekörper mit sich.

Ist die Fähigkeit des Schluckens beeinträchtigt - kann dies die Nahrungsaufnahme negativ beeinflussen & Magen-Darmprobleme begünstigen. Die Zunge hilft dabei die aufgenommene Nahrung einzuspeicheln & beim Kauvorgang wiederholt zwischen die Zähne zu schieben, damit sie optimal zerkleinert & für den weiteren Verdauungsprozess vorbereitet wird. Anschließend leitet die Zunge den Schluckvorgang ein.

Ist diese Funktion gestört, können negative Auswirkungen für den gesamten Magen-Darmtrakt resultieren & die Gesundheit deines Pferdes beeinträchtigt werden.

Langfristig kann dies sogar zu muskulären Verspannungen & Blockaden im gesamten Pferdekörper führen, da die Organe über bandhafte Strukturen an den knöchernen Strukturen z.B. der Wirbelsäule aufgehangen sind & in Wechselwirkung zueinander stehen.

Wieder einmal erinnere ich an das Zahnrad im Uhrwerk - dreht sich auch nur ein Zahnrad nicht richtig - & sei es noch so klein - werden alle anderen Zahnräder in Mitleidenschaft gezogen. 

Neben der großen Beteiligung am Kau- & Schluckvorgang hat das Zungenbein durch seine direkte Verbindung zum Kehlkopf ebenfalls Einfluss auf die Atmung & kann diese erheblich einschränken. Ist das Zungenbein in seiner Bewegung blockiert & durch myofasziale Züge in seiner Position verlagert, dann wird ebenfalls der Kehlkopf leicht verschoben & ebenfalls in seiner Funktion gestört.

Der Kehlkopf kann seiner Aufgabe der Kontrolle über den ungehinderten Luftstrom, sowie die Regulation über die Lungenbelüftung nicht vollständig nachkommen. Zudem können bei Störungen des Schluckprozesses Fremdkörper in die Atemwege gelangen, da der Kehldeckel nicht richtig den Kehlkopf verschließen kann. 

Und auch mancher unerklärter, chronischer Husten bzw. Hustenreiz kann seinen Auslöser in einer verlagerten Position des Kehlkopfes finden.  

Weiterhin dient die Zunge & somit das Zungenbein zur Kommunikation des Pferdes mit Artgenossen & zur Lautbildung. Liegen Einschränkungen vor, kann dies erheblichen Einfluss auf die soziale & psychische Gesundheit deines Pferdes haben.

Dadurch entstehender Stress im Körper hat unmittelbar negative Auswirkungen auf die Beweglichkeit der Muskulatur & somit der anderen Strukturen - Knochen - Sehnen - Bänder - Gelenke - Faszien. Auch schadet Stress wiederum dem Magen-Darmtrakt - Erinnerung der Wechselwirkung zwischen Organe & deren Aufhängungsort.

Frei nach dem Motto: "kleiner Knochen, große Wirkung!" - Der allgemeine Gesundheitszustandes deines Pferdes gerät schnell in Schieflage.

Wie das Kiefergelenk, ist auch das Zungenbein über zahlreiche Muskeln & Faszien mit anderen Körperregionen direkt verbunden, wie z.B. mit dem Kiefergelenk & dem Genick, aber auch dem Brustbein & der Schulter, über den gesamten Rücken bis hin zum Becken & sogar dem Kreuzbein. Das Zungenbein dient als Ansatzpunkt für zahlreiche Muskeln & ist bei Verspannungen & Bewegungseinschränkungen schnell involviert & in Mitleidenschaft gezogen - aber auch umgekehrt!

Die Strukturen stehen immer in Wechselwirkung zu einander, ist auch nur ein Muskel verspannt - werden andere Folgen, da auch sie keine vollständige Bewegungsfreiheit mehr haben. Über weitlaufende Faszien werden ebenfalls auch entfernte Körperregionen beeinflusst.

Und auch die Balance & Koordination deines Pferdes wird darunter leiden, wenn Muskeln nicht richtig arbeiten & ihre Dehnfähigkeit verlieren - die Geraderichtung & Losgelassenheit deines Pferdes ist nicht mehr möglich - die Körperwahrnehmung wird ebenfalls deutlich eingeschränkt werden, da die Propriozeptoren in den Muskelzellen (Sinneszellen zur Information über die Bewegung & Position im Raum) inaktiv werden - all das wird weitere Auswirkungen mit sich bringen.

Der Teufelskreis nimmt seinen Lauf...

Halte dein Pferd fit & mobil:

• Massagen der Kaumuskulatur: halte die Kaumuskulatur locker & beuge Verspannungen vor. 

Für eine genaue Beschreibung der Vorgehensweise lese hierfür gerne meinen Beitrag zum Kiefergelenk.

• Massage der gesamten Muskulatur - lockerst du z.B. die Rückenmuskulatur, hat das auch einen positiven Einfluss auf das Zungenbein.

Du möchtest gerne lernen, wie du eine Massage bei deinem Pferd korrekt durchführst & welche Punkte du dabei beachten solltest? Dann besuche gerne einen Massagekurs bei mir!

• Gesunderhaltenes Training: Aktiviere die Hinterhand & "gehe weg von Vorne" = Reite dein Pferd von Hinten nach Vorne! - Wenn du versuchst es über die Hand zu regeln - wirst du nicht voran kommen! Dein Pferd muss lernen, sich selbst zu tragen & über die Hinterhand Last aufzunehmen. Dafür musst du ihm aber die Möglichkeit geben! - Wenn du durch deine Handeinwirkung versuchst eine gewisse Kopfhaltung zu "erzwingen" wird dein Pferd keine gesunde Muskulatur aufbauen, die es braucht! Nein! Ganz im Gegenteil - es wird die eigentlich erforderliche Muskulatur immer weiter abbauen - damit schadest du deinem Pferd! - und das ist doch nicht das, was du willst, oder? - Also denke immer daran - weg von der Hand!

Du möchtest mehr zu diesem spannenden Thema erfahren? Dann lese meine Beiträge zum Thema "Tipps zum Training".

• Fressen in natürlicher Haltung vom Boden aus: diese Position entlastet - Schwerkraft herzlich Willkommen! - die Kiefergelenk & das Genick. Ebenfalls wird durch den Zug des schweren Kopfes nach unten die Nacken- & Halsmuskulatur gedehnt!

Also nutze die Natur & lassen dein Pferd so oft wie möglich vom Boden fressen - Heu - Futter - Leckerli etc.

• Passform der Trense: Eine zu fest verschnallte Trense hat erheblichen & schädlichen Einfluss auf das Zungenbein, das Kiefergelenk & das Genick & schränkt automatisch die Losgelassenheit & damit die Gesunderhaltung deines Pferdes ein!

Für nähere Informationen, worauf du bei deinem Pferd achten solltest, lese gerne meinen Beitrag zum Thema: "Der Trensen-Check"!

• Abkau-Übung: Lasse dein Pferd regelmäßig abkauen & mobilisiere damit das Zungenbein, Kiefergelenk & das Genick. Ein lockerer Zustand dieser Strukturen hat auch einen positiven Effekt auf den Zustand der Vorhand, der gesamten Wirbelsäule, sowie auf den Zustand der gesamte Hinterhand inkl. Becken & Kreuzdarmbeingelenk (ISG).

Zur Beschreibung der genauen Vorgehensweise lese gerne meinen Beitrag zum Thema: "Das Kiefergelenk".

• Dehnungsübungen der Muskulatur, insbesondere der Halswirbelsäule: Ähnlich wie bei der Massage lockerst du den Zustand der Muskulatur. Auch dies hat positive Auswirkung auf die Beweglichkeit des Zungenbeins & die umgebenen Strukturen.

Für nähere Informationen lese gerne meine Beiträge zum Thema: "Das Genick" - besonders im 3. Teil sind die Übungen näher erläutert. 

• Regelmäßige Osteopathie & Physiotherapie: Lasse dein Pferd regelmäßig von einem qualifizierten Therapeuten untersuchen & behandeln - so kannst du gezielt zur Gesunderhaltung deines Pferdes beitragen & frühzeitig entstehende Probleme erkennen & beheben, bevor sie sich manifestieren!

Wie immer freue ich mich, wenn ich dir eine weitere Tür - zu mehr Verständnis für dein Pferd - öffnen konnte! 

Die Sichtweisen sind unterschiedlich & manchmal hilft es, durch eine "andere Brille" zu schauen.

Gerne stehe ich dir mit weiteren Tipps & Tricks zur Verfügung - um dich auf deinem Weg mit deinem Pferd zu begleiten & zu unterstützen! 

Also nutze mein Know-How & meine Erfahrung!

Bis bald!

Deine Mona